Oppermann, S. K. (2011): Beurteilung von Managementmaßnahmen am Berliner Halensee.

Diploma Thesis. Fakultät III Prozesswissenschaften, Institut für Technischen Umweltschutz, FG Wasserreinhaltung. Technische Universität Berlin

Abstract

In dieser Arbeit werden die Managementmaßnahmen zur Sanierung des Berliner Halensees beurteilt. Der Halensee liegt am westlichen Ende des Kurfürstendamms und wird als Naherholungsort und Badegewässer genutzt. Er wird ausschließlich von Regenwasser gespeist, das von den umliegenden Straßen in die Trennkanalisation und von dort in den See fließt. Durch diesen Regenwasserzufluss wird der See stark mit Keimen und eutrophierenden Nährstoffen sowie einer Reihe von Schadstoffen belastet. Vor allem wegen der Keimbelastung wurde 2003 ein Badeverbot für den Halensee durch die Stadt Berlin verhängt. Um diese Belastung zu reduzieren wurde in den 90er Jahren ein Teil des Einzugsgebietes an der AVUS (Stadtautobahn) abgekoppelt und 2007 ein Retentionsbodenfilter (RBF) zur Filterung eines Großteils des Zuflusses gebaut. Eine Besonderheit des Halensees ist der Zufluss von Straßentausalz im Winter, wodurch das Tiefenwasser halin geschichtet ist. Diese Dichteschichtung hat einen starken Einfluss auf die Limnologie des Sees und dadurch auch auf potentielle, weitere Managementmaßnahmen. Im Sommerhalbjahr sinkt durch die Schichtung der vertikale Austausch zwischen Tiefenwasser und Oberflächenwasser beinahe auf das Niveau der molekularen Diffusion von Salzen im Bereich von 10-8 m2/s. Die Tiefenschicht wird zwar bei der folgenden Herbstmischung etwas in ihrer Stärke reduziert, die untersten ~2 m bleiben aber bestehen. Erst bei neuerlicher Straßensalzung im Winter gelangt frisches, salzhaltiges Wasser in den tiefsten Bereich. Eine Analyse der Salz- und Wasserbilanz hat gezeigt, dass durch Einmischen von oberflächennahem Wasser in das zufließende Salzwasser das Tiefenwasser im Winter komplett ausgetauscht und in den folgenden Monaten mit dem oberflächennahen Wasser gemischt werden kann. Bezüglich Stoffdynamik konnte nachgewiesen werden, dass sich gelöste, reduzierte Stoffe im anaeroben Tiefenwasser über das Sommerhalbjahr akkumulieren und teilweise im Herbst und Winter in den restlichen Wasserkörper gemischt werden. Dabei gelangt allerdings nur 10 bis 15 % des im Tiefenwasser gelösten Phosphors in das Oberflächenwasser, was wahrscheinlich dadurch erklärt werden kann, dass der Großteil vorher mit oxidiertem Eisen gefällt wird. Allerdings kann das ausgeprägte Zehrungspotenzial der im Tiefenwasser akkumulierten, reduzierten Substanzen zu einer starken Sauerstoffabnahme im Winter auf unter 2 mg/l an der Seeoberfläche führen, was einen stark negativen Effekt auf die Ausbildung einer natürlichen aquatischen Fauna haben dürfte. Mit der Auswertung der langjährigen Standardmessungen der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz konnte keine Wirkung durch die Abkopplung der AVUS festgestellt werden. Der Retentionsbodenfilter hingegen scheint einen deutlichen positiven Effekt auf die Wasserqualität zu haben, so konnten statistisch signifikante Verbesserungen bei der Sichttiefe und der Phosphorbelastung nachgewiesen werden. Über ein angepasstes Phosphor-Modell nach Vollenweider wurde gezeigt, dass die durch den RBF erwartete Abnahme der Gleichgewichtskonzentration des Phosphors von ~0,08 auf ~0,04 mg/l vermutlich bereits erreicht ist. Eine Anwendung des Modells auf weiterführende Managementmaßnahmen weist darauf hin, dass eine weitere Abnahme der Phosphorkonzentration (i) um 0.006 - 0.009 mg/l durch jährliches Abpumpen und Behandeln der Tiefenschicht und (ii) um 0.014 mg/l durch Anschluss weiterer Regenwasserzuflüsse an den RBF erreicht werden könnte. Allerdings würde der See in beiden Fällen knapp im eutrophen Bereich bleiben. Durch die anhaltende Produktivität dürfte auch die Problematik des hohen Zehrungspotenzials des Tiefenwassers in allen Szenarien erhalten bleiben. Eine deutliche Verringerung der Sauerstoffproblematik könnte allenfalls durch eine Abpumpung des Tiefenwassers kurz vor der Herbstmischung erreicht werden.

Do you want to download “{filename}” {filesize}?

In order to optimally design and continuously improve our website for you, we use cookies. By continuing to use the website, you agree to the use of cookies. For more information on cookies, please see our privacy policy.