Viele Regionen, so auch Berlin-Brandenburg, kämpften in den letzten Jahren neben Starkregen auch vermehrt mit Trockenheit. Negative Auswirkungen sind insbesondere in der Landwirtschaft zu erwarten – Lösungen für eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung werden daher dringend benötigt. Entsprechend gewinnt das Thema Wasserwiederverwendung nicht nur auf europäischer Ebene, sondern auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung.
Seit Juni 2020 ist die neue EU-Verordnung 2020/741 über „Mindestanforderungen an die Wasserwiederverwendung“ in Kraft. Ab 2023 gibt diese EU-weit Rahmenbedingungen zur Bewässerung landwirtschaftlich genutzter Flächen mit aufbereitetem Abwasser vor. Doch wie lässt sich aufbereitetes Abwasser in der Landwirtschaft sicher wiederverwenden? Was ist bei der Risikobewertung bzw. dem Risikomanagement zu beachten? Können Synergien mit einer weitergehenden Abwasserbehandlung zur Spurenstoffelimination genutzt werden? Diesen und weiteren Fragen widmet sich das Anfang 2021 gestartete Vorhaben FlexTreat. In diesem Projekt werden technische und naturnahe Aufbereitungssysteme entwickelt, die flexibel auf den Bedarf der Landwirtschaft reagieren können. An dem durch das Bundesministerium für Forschung und Bildung geförderten Projekt sind insgesamt 12 Projektpartner beteiligt. Die Koordination erfolgt durch das Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISA) der RWTH Aachen.
Innerhalb des Projekts ist das KWB schwerpunktmäßig verantwortlich für das Arbeitspaket zum Risikomanagement, welches u.a. die Entwicklung eines Bewertungskonzepts unter Berücksichtigung stofflicher und mikrobieller Risiken beinhaltet. Bei der Bewertung der Verfahrenskombinationen wird ein breites Spektrum von physikalischen, chemischen und mikrobiologischen Wasserqualitätsparametern (inkl. Antibiotika-Resistenzen, Transformationsprodukten von Spurenstoffen) berücksichtigt. Darüber hinaus kommt die mobile Ozonanlage des KWBs auf der Kläranlage Braunschweig zum Einsatz. Durch die Kopplung von Onlinemesstechnik mit moderner Datenauswertung (Stichwort Machine Learning und Digitaler Zwilling) soll die Betriebssteuerung bzw. -überwachung so optimiert werden, dass die anspruchsvollen Qualitätsziele jederzeit gewährleistet werden können. In weiteren Untersuchungen, an denen das KWB mit seiner langjährigen Expertise zur Grundwasserbewirtschaftung beteiligt ist, werden die Auswirkungen des Bewässerungsbetriebs mit technisch aufbereitetem Wasser auf landwirtschaftlichen Flächen erfasst und bewertet.
Die in FlexTreat erarbeiteten Ergebnisse werden dazu beitragen, aufbereitetes Abwasser als Ressource besser zu verstehen und die Akzeptanz für dessen Nutzung zu erhöhen.