Wir freuen uns, dass Dr. Veronika Zhiteneva seit Anfang des Jahres unsere neue Gruppenleiterin für die neue Forschungsgruppe „Wasseraufbereitung & -wiederverwendung“ ist. Die Forschungsgruppe setzt die Arbeit der Gruppe „Aufbereitungsverfahren“ fort und schärft gleichzeitig deren Profil. Der vorherige Gruppenleiter Ulf Miehe wird sich in Zukunft auf seine Rolle als Abteilungsleiter „Prozessinnovation“ und Prokurist sowie auf die Weiterentwicklung der Forschungsgruppe „Grundwasser“ konzentrieren.
Um Veronika besser kennenzulernen, befragen wir sie dazu, was sie vor knapp 4 Jahren ans KWB geführt hat, welche Ziele sie in ihrer neuen Position verfolgt und worauf sie am KWB besonders stolz ist.
Veronika, herzlichen Glückwunsch zur neuen Position! Wie kamst du zur Abwasserbehandlung und Wasserwiederverwendung und schließlich zum KWB?
Nach meinem Schulabschluss wollte ich Wissenschaftsjournalistin werden und für populärwissenschaftliche Zeitschriften schreiben. Dieser Wunsch hatte Bestand, bis ich während meines Bachelorstudiums an einem Pflanzenkläranlagen-Wasserwiederverwendugssystem für „WaterShed“ arbeitete, einem Nullenergiehaus, das 2011 den Solar Decathlon des US-Energieministeriums gewann. In den nächsten Jahren setzte ich meine Arbeit daran fort und war begeistert von der Tatsache, dass durch anaerobe Vergärung von Abwasser Energie erzeugt werden kann. Danach wollte ich die Perspektive wechseln und beschloss, in Deutschland an der Technischen Universität München zu promovieren. Dort konzentrierte ich mich auf die weitergehende Abwasserreinigung für die indirekte Wiederverwendung als Trinkwasser und fand das Konzept faszinierend, so ziemlich jede Art von Abwasser bis zu Trinkwasserqualität aufbereiten zu können. Nachdem ich mich mit den verschiedenen Aspekten der Wasseraufbereitung – seien es naturnahe, konventionelle oder weitergehende – beschäftigt und sie erforscht hatte, war mir klar, dass ich die Grenzen unseres Wissens weiter ausreizen und erweitern wollte - und das KWB war dafür der perfekte Ort.
Du bist die neue Gruppenleiterin für Wasseraufbereitung und -wiederverwendung. Was kannst du uns über deine Ziele und Aufgaben erzählen?
Zunächst einmal bin ich froh, dass wir den Namen der Gruppe aktualisiert haben und nun das Wort „Wiederverwendung“ mit aufnehmen. Wir haben so viele Projekte rund um alle Aspekte der Wasserwiederverwendung durchgeführt, dass es an der Zeit ist, uns selbstbewusst als Expert:innen auf diesem Gebiet zu präsentieren. Zweitens wird im Namen der Gruppe nicht zwischen Trinkwasser und Abwasser unterschieden - denn alles Wasser ist Wasser. Das bedeutet, dass wir uns mit der Behandlung des gesamten urbanen Wasserkreislaufs befassen. Obwohl viele unserer europäischen Partner, mit denen wir seit Jahrzehnten zusammenarbeiten, dies bereits wissen, möchte ich dazu beitragen, die Sichtbarkeit des KWB bei diesen Themen in Deutschland weiter zu erhöhen - auf praktischer Ebene (Betreiber, potenzielle Nutzer von Nutzwasser), auf privatwirtschaftlicher Ebene (Industrien, Unternehmen) und auf gesetzgeberischer Ebene - damit wir proaktiver den unvermeidlichen Veränderungen begegnen können, die wir im Wassersektor bereits erleben. Ich freue mich darauf, mit den anderen Gruppen und Kolleg:innen am KWB alle Aspekte des urbanen Wasserkreislaufs zu erörtern.
Du bist schon seit einiger Zeit am KWB, was ändert und bedeutet dieser Positionswechsel für dich?
Nach dreieinhalb Jahren am KWB freue ich mich auf die neuen Möglichkeiten, die sich mir als Gruppenleiterin bieten. Ich bin gespannt, wo sich Möglichkeiten ergeben, das Thema der Sicherung unserer Wasserversorgung angesichts der komplexen Auswirkungen des Klimawandels proaktiver anzugehen.
Worauf bist du beim KWB besonders stolz?
Ich bin stolz darauf, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die sich sehr für das Thema Wasser engagieren und bereit sind, mit anzupacken und ihre Ideen einzubringen. Das kollektive Wissen und der Qualitätsstandard des KWB sind inspirierend.
Wie ist deine Beziehung zum Wasser außerhalb deines Berufslebens? Gibt es eine Anekdote über Wasser, die du uns erzählen würdest?
Meine Familie war aus unterschiedlichen Gründen oft skeptisch, wenn es darum ging, das Leitungswasser in verschiedenen Ländern zu trinken. Obwohl ich sie teilweise verstehen konnte, war mir ihr Misstrauen gegenüber Leitungswasser und ihr Beharren auf dem Kauf von Wasserflaschen immer rätselhaft. Irgendwann kam ich dann selbst in den zweifelhaften Genuss stinkenden Leitungswassers. Die Kommune war auf eine ältere Wasserversorgungsinfrastruktur und eine andere Wasserquelle umgestiegen, um Geld zu sparen. So lernte ich, dass der Profit oft Vorrang vor der öffentlichen Gesundheit hat, obwohl es rückständig und, wie wir alle wissen, falsch ist. Diese buchstäblich bittere Erkenntnis beeinflusst meine Perspektive, wenn ich Lösungsansätze für Forschungsanträge erarbeite, wenn ich Nachrichten über die neuesten wasserbezogenen Auswirkungen des Klimawandels lese oder auch wenn ich mich frage, warum es so schwierig ist, in deutschen Restaurants ein kostenloses Glas Leitungswasser zu bekommen, während es in anderen Ländern gesetzlich vorgeschrieben ist. Es gibt immer Raum für Verbesserungen, wenn es um Wasser geht.