Integrierte Wasser- und Wärmerückgewinnung im Quartier
Die Metropolregion Berlin-Brandenburg gerätzunehmend unter Druck: Verdichtung, Bevölkerungszuwachs und neue Industrieansiedlungen lassen den Wasserbedarf steigen – während die verfügbaren Ressourcen durch den Klimawandel schwinden.
Unser Ansatz
Mit dem Reallabor IWIQ erproben wir am KWB gemeinsam mit unseren Partnern, wie sich urbane Wasserkreisläufe entlasten und gleichzeitig energetisch nutzen lassen. Im Fokus steht die Integration einer dezentralen Aufbereitung von gering verschmutztem Grauwasser in Bestandsgebäuden – etwa aus Dusche, Küche oder Waschmaschine. Dieses wird vor Ort zu hochwertigem Betriebswasser aufbereitet und zunächst als Toilettenspülwasser verwendet. Perspektivisch kann es darüber hinaus für Waschmaschinen, Gartenbewässerung, Gebäudekühlung oder Versickerung genutzt werden. So lässt sich der Trinkwassereinsatz um bis zu 60 % senken.
Wärme zurückgewinnen – Synergien nutzen
Gleichzeitig nutzen wir das energetische Potenzial des Grauwassers: Über Wärmerückgewinnung kann die enthaltene Abwärme lokal verwertet und perspektivisch auch in die kommunale Wärmeplanung eingebunden werden. Diese Kombination von Wasser- und Wärmerückgewinnung auf Quartiersebene erproben wir exemplarisch an mehreren Standorten im Berliner Stadtgebiet – und nutzen dabei gezielt das Gelegenheitsfenster anstehender energetischer Sanierungen im Gebäudebestand.
Verfahrensoptimierung & Lernort
Die bereits 2006 in Berlin-Kreuzberg installierte Grauwasseranlage „Block 6“ dient im Reallabor als Experimentierplattform zur Weiterentwicklung der Betriebswassernutzung und datenbasierten Prozessoptimierung. Des Weiteren dient der Standort als physischer Anker eines hybriden Lernorts. Hier erhalten Unternehmen, Behörden und weitere Akteure die Möglichkeit, eigene Fragestellungen einzubringen, regulatorische Anforderungen praktisch zu erproben und gemeinsam tragfähige Lösungen für die urbane Wasserwiederverwendung zu entwickeln. Der virtuelle Teil des Lernorts soll technische und praktische Einblicke für das Quartiersmanagement und die Stakeholder geben. Als KWB übernehmen wir die Verbundkoordination und verantworten gemeinsam mit unseren Partnern die wissenschaftliche Begleitung, technische Umsetzung und rechtliche Einordnung der Betriebswassernutzung im Quartier.
IWIQ leistet damit einen konkreten Beitrag zu zwei zentralen Zukunftsfragen: der resilienten Wasserversorgung in Zeiten knapper werdender Ressourcen – und der lokalen Wärmewende in der Stadt. Wir zeigen, wie technologische Innovation, kommunale Planung und Gebäudebestand zusammengedacht werden können – und so nachhaltige Kreislaufführung entsteht, die übertragbar und zukunftsfähig ist.

Stand der Technik (dunkelblau) und neue Aspekte des Reallabors (hellblau) für Grauwasserrecycling mit integrierter Wärmrückgewinnung im Bestand